1-1 Angreiferschulung – 2

Dezentraler Trainerlehrgang in Siegen vom 01.10.-05.10.94
FÜLTC 10/94
Leiter: Thomas G. Sokollik

 Lehrprobe

 

 Schulung der Angreiferbewegungen im Spiel 1-1

 

Verfasser:
W.Kopetzki-Winterhoff
Hinterfang 24
57334 Bad Laasphe
Datum: 08.11.94

Inhaltsverzeichnis

 

 

 

1. Didaktische Überlegungen

 

2. Systematische Einordnung

 

2.1 Definition

 

2.2 Ziele der Trainingseinheit

 

2.3 Voraussetzungen der Trainingseinheit

 

2.4 Voraussetzung der Ziele

 

3. Methodische Überlegungen

 

4. Aufwärmen

 

5. Stretching

 

6. Programm

 

6.1 Schulung

 

7. Cool down

 

8. Literaturhinweis

 

9. Verlaufsplan


1. Didaktische Überlegungen

 

Innerhalb dieser Clinic soll den anwesenden Teilnehmern die Bedeutung der Grundtechniken und des Spiels 1-1 im Basketball aufgezeigt werden.

 

Die Spielleistung im Basketball ist u.a. abhängig von:

 

-konditionellen Faktoren

 

-koordinativen Faktoren

 

-motivationalen Faktoren

 

-kognitiven Faktoren


-technischen Fertigkeiten


-taktischen Fähigkeiten

 

Ich betrachte somit nur einen kleinen Ausschnitt aus der komplexen Anforderungsstruktur des Basketballspiels.Dabei wird jedoch deutlich, welchen Stellenwert die Beherrschung der Grundtechniken und des Spiels 1-1 für ein erfolgreiches Spielen einnimmt:

 

-Wir laufen im Fast break, nach einem Defensivrebound paßt der Center zu dem Aufbauspieler, dieser dribbelt den Ball schnell nach vorne, paßt zum Flügelspieler, dieser wirft durch einen Korbleger zwei weitere Punkte…

 

-Wir laufen im Fast break, …, nach dem Paß des Aufbauspielers zum Flügelspieler steht ein Verteidiger zwischen dem Ballbesitzer und dem Korb und schon sind wir im Spiel 1-1, ein Korbleger ist nicht möglich,  aber abstoppen und Sprungwurf bringt zwei weitere Punkte…

 

Würde nur ein Teil der oben genannten Glieder der beschriebenen Handlungskette fehlen, kann ein erfolgreicher Abschluß nicht oder nur sehr schwer zu Stande kommen. Hierbei fällt auch direkt die Bedeutung der „vorbereitenden“ Techniken (Passen/Fangen;Dribbeln) für die Zielhandlung (Korbwurf) des Basketballspiels auf. Ich denke, daß man anhand solcher „kleinen“ Beispiele sowohl Anfänger als auch Könner für ein intensives, bewußtes Techniktraining sensibilisieren kann. Die Ausbildung und die Beherrschung wettkampfstabiler Technik bildet die notwendige Grundlage für jeden Basketballspieler, der in der Auseinandersetzung mit seinem Gegenspieler bestehen will.


Grundtechniken im Basketball:


-Angriff

1. Fußarbeit (mit Laufschule) und Passen/Fangen

2. Dribbeln
3. Werfen und Offensivrebound
4. Spiel 1-1

 

Jeder dieser 4 Schritte wird durch jeweils zwei Grundsituationen verdeutlicht:

 

Im Basketball, wie in anderen Mannschaftsspielen, stehen sich zwei Mannschaften gegenüber, deren Ziel es ist, durch regelgerechte Handlungen den Ball in den Korb des Gegners zu werfen (Angriff) oder diese Absicht zu verhindern (Verteidigung).

 

Damit man einen Korb erzielen kann, muß man durch Verteidigung in Ballbesitz gelangen. Der Wechsel von Verteidigung in den Angriff findet zu über 90% in der eigenen Hälfte statt. Um einen Korb zu erzielen, muß die angreifende Mannschaft den Ball in die gegnerische Hälfte bringen (Grundsituation 1) und den gegnerischen Korb attackieren (Grundsituation 2). Beide Grundsituationen verschmelzen natürlich im Spiel miteinander, sind aber zur Veranschaulichung der Bedeutung der verschiedenen Grundtechniken und des Spiels 1-1 für das Spiel 5-5 notwendig.


 

 

Techniktraining im Basketball:

 

Innerhalb des Techniktrainings unterscheide ich 3 Stufen:


Erlernen

, als das Erwerben der Grobkoordination durch Üben unter erleichterten Bedingungen

Stabilisieren

, als das Erwerben der der Feinkoordination durch Üben unter variierenden Bedingungen (Tempo, Raum, Winkel, Belastung, passiver und halbaktiver Verteidiger

Anwenden, als das Erwerben der variablen Verfügbarkeit durch Üben unter Spielbedingungen (aktiver, uneingeschränkt handelnder Verteidiger)

 

 

 

Taktiktraining im Basketball:

 

Das Zusammenspiel im Basketball wird als Taktik bezeichnet, als Gruppentaktik im Zusammenspiel und der Auseinandersetzung im Spiel 1-1 bis zum Spiel 3-3 und als Mannschaftstaktik im Spiel 5-5. Auch hier unterscheide ich 3 Stufen:


Erlernen,

im Üben ohne Gegenspieler, gegen passive Gegenspieler

Stabilisieren, im Üben gegen halbaktive Gegenspieler, Gegenspieler in Unterzahl, Gegenspieler mit eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten

 

Anwenden, im Üben unter spielnahen Bedingungen, unter Spielbedingungen (Trainingsspiele), unter Extrembedingungen (Streßtraining, Übertraining)

 

DIE QUALITÄT DER TECHNISCHEN FERTIGKEITEN NEHMEN GROßEN EINFLUß AUF DIE TAKTISCHEN FÄHIKEITEN, D.H. JE MEHR EINE FERTIGKEIT AUTOMATISIERT IST, DESTO GRÖßER WIRD DER SPIELRAUM FÜR TAKTISCHE ZUSAMMENHÄNGE.

 

 

 

2. Systematische Einordnung:

 

2.1 Definition:

 

Unter Einzelangriff versteht man das Durchbrechen eines Angreifers mit Ball zum Korb, wobei der Angreifer den Ball in der Ausgangsposition im Stand erhält.

 

 

 

2.2 Ziele der Trainingseinheit:

 

Der Angreifer soll mit Ball zum Korb durchbrechen. Er erhält den Ball im Stand. Dadurch ist eine ausgefeilte Dribbeltechnik nicht erforderlich. Daher ist das Spiel 1-1 (für Jugendliche ein besonders großer Reiz) für den Anfänger ein geeignetes Mittel sich im Einzelangriff durchzusetzen. Die Dribbeldauer ist nicht so stark ausgeprägt und beeinträchtigt auch das Mannschaftsspiel nicht so sehr. Ein Einzelangriff ist begünstigt durch das Ausnutzen der Verhaltensweisen des Verteidigers und wird meist durch eine Finte vorbereitet, um den Verteidiger zu einer Fehlreaktion zu veranlassen, um ihn somit aus seinem Gleichgewicht zu bringen. Finten, die in Frage kommen:

-Paßfinte
-Wurffinte
-das Pivotieren

 

 

 

2.3 Voraussetzungen der Trainingseinheit:

 

Im Basketballspiel kommen ständig 1-1 Situationen vor und sollten deshalb schon früh (also auch bei Anfängern) geschult werden. Nach den Vorgaben gehe ich davon aus, daß die Spieler bzw. -innen die Grundtechniken beherrschen.

 

-8-12 Trainingsteilnehmer

 

-ein Basketballfeld mit 2 Stirnkörben

 

In meiner Trainingsstunde betrachte ich nur den Angreifer mit Ball (Start der Bewegung aus dem Stand). Natürlich werden bei diesen Übungen auch Verteidigerverhalten und das Spiel ohne Ball geschult, jedoch lasse ich hier kleine Fehler zu.

 

 

 

2.4 Vorausetzung der Ziele:

 

-Ausführung des Einzelangriffs meist aus dem Dreier- oder Fünfer-rhythmus je nach Korbentfernug
-der erste Schritt nicht nach vorn, sondern zur Seite neben den Verteidiger so lang, das der Angreifer mit Schulter und Kopf neben den Verteidiger gelangt
-der zweite Schritt erfolgt Richtung Korb, wobei stets mit der Außenhand gedribbelt wird und der Körper zwischen Gegner und Ball gebracht wird.

 

Einzelangriff und Distanzwurf gehören eng zusammen. Ein Verteidiger deckt einen Angreifer nicht eng, wenn eine gewisse Wurfsicherheit (Korbgefahr) fehlt. Dann ist ein Einzelangriff schwierig, da der Angreifer nicht mit einem Schritt neben den Verteidiger gelangen kann. Auch reicht eine gewisse Wurfsicherheit nicht allein aus, wenn der Spieler im Einzel-angriff schwach ist. Hier deckt der Verteidiger eng und kann den Wurf erfolgreich stören, ohne durch einen Einzelangriff gefährdet zu werden. Daher muß ein guter Basketballspieler sich im Wechsel zwischen Einzel-angriff und Werfen durchsetzen können!

 

 

 

3. Methodische Überlegungen

 

Die Aufwärmphase enthält Übungen mit Ball, da die technischen Elemente

 

Dribbeln, Passen/Fangen, Stoppschritt (Balance beim Stopp und Anbieten), Sternschritt (Kreuzschritt sowie Paßgang), Korbleger und Sprungschuß für das Spiel 1-1 relevant sind und somit vorbereitenden Charakter haben. Zudem wirkt das Aufwärmen mit Ball sicherlich motivierend auf die Gruppe.

 

Bei der Schulung zu den Zielübungen verfolge ich die pädagogischen Prinzipien „Vom Leichten zum Schweren“ und „Vom Einfachen zum Komplexen“. Beide Hände sollten dabei gleichermaßen ausgebildet werden.

 

Bei Fehlern oder Ungenauigkeiten in der Bewegungsausführung werde ich die Übungsformen bzw. Spielphasen unterbrechen und Korrekturen anführen (entweder gruppenweise oder bei grundlegenden Fehlern für alle).

 

Sollten während der Lehrprobe Defizite erkennbar sein oder einzelne Übungen länger behandelt werden müssen, werde ich vom Verlaufsplan abweichen.

 

 

 

4. Aufwärmen

 

Dribbelübungen

 

-Spieler dribbeln um das Basketballfeld

 

-vorwärts/rückwärts/seitwärts

 

-mit Handwechse vor/hinter dem Körper

 

-mit Tempowechsel

 

-mit Richtungswechsel

 

-Doppelpässe über das ganze Basketballfeld mit Abschluß Korbleger

 

-auf der anderen Seite mit Positionswechsel zurück

 

 

 

5. Stretching

 

-individuell

 

Beachte: -Jede Übung 3-5 mal mit steigender Anspannung wiederholen

 

-bei Dehnübungen nicht nachfedern
-Anspannung 10 sec. halten, dann wieder 10 sec. lösen

 

 

 

6. Programm

 

6.1 Schulung Durchbruch zum Korb

 

Übung 1:

 

Die Position ist variabel, jedoch zu Übungszwecken gebe ich feste Vorgaben (Seiten- und Handwechsel beachten).Die Fußstellung ist parallel, schulterbreit auseinander und in Richtung Korb ziegend. Die SPD-Angriffsstellung einnehmen und Gleichgewicht (Balance) einnehmen. Anschließend die Verteidigung lesen. Mit einer Täuschung und einem langem, dynamischem Schritt am Verteidiger vorbeiziehen.


Spiel 1-1

 

Ein Angreifer gegen einen Verteidiger, der Angreifer steht auf der festgelegten Position, der Verteidiger spielt ihm den Ball zu. Der Drill beginnt. Der Angreifer versucht den Abstand zum Verteidiger wahrzunehmen:

 

1.1 Abstand groß / Wurf

 

1.2 linker Fuß vorn / rechts ziehen

 

1.3 rechter Fuß vorn / links ziehen

 

1.4 Füße parallel / starke Seite ziehen

 

1.5 freie Fußstellung / freie Entscheidung des Angreifers

 

Beachte:Generell soll der Angreifer mit möglichst wenigen Dribblings

 

zum Korb ziehen.


Übung 2:

 

Der Trainer steht mit Ball unter dem Korb, zwei Spieler stehen an den Ecken der Freiwurflinie und blicken zum gegenüberliegenden Korb, sie können den Trainer nicht sehen.Trainer wirft oder rollt den Ball ins Feld nach vorn. Auf ein Zeichen versuchen die Spieler den Ball zu bekommen. Der Ballführer wird Angreifer, der andere Verteidiger. Der Angreifer zieht 1-1 zum Korb.


Übung 3:

 

3 Verteidiger stehen auf einem festgelegtem Korridor auf dem Feld verteilt.Ein Angreifer versucht jeweils in einer 1-1 Situation an den 3 Verteidigern vorbei zu kommen.Er soll den kürzesten Weg nehmen und mit Korbleger abschließen.


Übung 4:

 

Situative Anwendung im Spiel 5-5.Dies ist sowohl eine Angreifer-wie auch Verteidigerschulung.


7. Cool down

 

Kleines Laufprogramm ohne Bälle, es werden somit die Muskeln gelockert und die Anforderungen des Trainings werden langsam bzw. schonend verringert.


8. Literaturhinweis

 

8.1- Hagedorn, G. u.a. : Basketball-Handbuch, Hamburg 1985

 

8.2- Neumann, H. : richtig basketballspielen, München 1982

 

8.3- Waldowski, L. : Basketball, Hamburg 1979

 

8.4- Nicklaus, H. : Praxis Basketball, Bochum 1993

 

8.5- Protokolle „Dezentraler Trainerlehrgang vom 19.03-23.03.94


 

 

9. Verlaufsplan

 


Lfd. Zeit


Zeit (Min.)


Inhalt

13

1.Aufwärmen
-Dribbelübungen

20

7

2.Stretching
-individuell

25

3.Programm
Übung 1

10

Übung 2

10

Übung 3

80

15

Übung 4

90

10

4.Cool down
-auslaufen

 

 

 

Trainingsplan zum Lehrproben-Thema

 

mit dem Schwerpunkt Halbfeld 1-1 vom

 

Flügel unter Beachtung von Distanz, Ballannahme und Abschlußoption

 

 

 

Übung 1: Anbieten des Angreifers am Flügel (freimachen vom passiven

 

Verteidiger) mittels Lauffinte, nach dem Ballerhalt abstoppen

 

und SPD-Grundstellung einehmen.

 

 

 

Übung 2: wie Übung 1, jedoch mit anschließendem Wurf.

 

 

 

Übung 3: wie Übung 1, jedoch mit Pivot re (li) und Kreuzschritt-

 

durchbruch zum Korb mit Abschluß Korbleger.

 

 

 

Übung 4: wie Übung 1, jedoch mit Paßfinte, Wurffinte oder Sternschritt

 

vom Verteidiger freimachen und zum Korb ziehen bzw.

 

werfen.

 

 

 

Übung 5: Der Angreifer versucht den Abstand zum Verteidiger

 

wahrzunehmen ( Verteidigung lesen ).

 

a) bei weitem Abstand: „guter“ Wurf möglich

 

b) enge Verteidigung: Durchbruch möglich

 

linker Fuß vorn/rechts ziehen

 

rechter Fuß vorn/links ziehen

 

Füße parallel/starke Seite ziehen

 

 

 

Beachte: Bei jeder Übung vom passiven zum aktiven Verteidiger

 

steigern .Generell soll der Angreifer mit möglichst wenigen

 

Dribblings zum Korb ziehen.