1-1 von der Aufbauposition

DBB B-Trainer Prüfung 2.8.02

Sportschule Steinbach

Lehrprobe

Thema A: Werfen

Thema B: 1:1 des Außenspielers von den Guard-Positionen

Heinrich Simon

I.1 SACHDARSTELLUNG zu A : Werfen

 

Werfen ist dem Technikbereich zuzuordnen. „ Erst durch gute Wurftechniken ist es möglich, die Chancen auf Korberfolge optimal zu nutzen und Siege zu erringen“ (1, S. 7). Technikleitbilder sind die besten und erfolgreichsten Spieler der Welt. Sie werden mit den Gesetzen der Biomechanik analysiert. Früher war eine Einteilung nach der Entfernung beliebt („Nah-, Halbdistanz-, Weitwürfe“ 2,166), später wurde auch „nach Art der Bewegung und nach Art der Ausführung von Händen“ (3, 151) unterschieden. Unterscheiden wir lediglich in „Druckwürfe und Langarmwürfe“ (1, 85), so sind fast ausschließlich die Druckwürfe mit Variationen (2, 166) relevant:

 

Einhändiger Standwurf

( Freiwurf , 3-Pte-Wurf)

Korbleger

Sprungwürfe

· leichte Schrittstellung
· Fuß der Wurfhand vorgestellt und zum Korb gerichtet
·aus der Wurftasche heben des (re) Ellenbogens ½ Höhe in Überstirnposition
· Handgelenk zurückgespannt
· Wurfhand unter, Führungs-hand seitlich am Ball
· volles Strecken des Arms Richtung Korb
· einbeiniger Absprung nach Ziehen zum Korb (0-1m) oder am Ende eines Schnellangriffs
· Fußarbeit im Zweitaktrhythmus
· Ball eng am Körper bis weit über Kopfhöhe
· der Explosivsprungwurf (ESPRW)
· Kniebeuge ist noch nicht zu Ende beim Abstoppen, schon beginnt der Armschwung
· Beinbeuge ist gleichzeitig das Ausholen für den Absprung
· Beschleunigungsimpuls für die Streckmuskulatur
· Armstreckung in der Steigphase, Endbeschleunigung kurz vor Erreichen des höchsten Punktes
beidhändig im Anfänger- und Mädchenbasketball Unterhandkorbleger
Power-Korbleger
Herkömmlicher Sprungwurf
Reaktivsprungwurf
(nach 3, 153 f) (nach 3, 156) (nach 1, 85+103 f)

 

Die Technik ist jedoch an die Situation und damit an einen Auftakt und an eine Anschlussbewegung gebunden, z.B.:

 

·      ESPRW nach Schneiden zum Pass nahe der Grundlinie zum Pass aus dem Rückfeld

 

·      ESPRW nach Schneiden zum Einwurf von der Grundlinie

 

·      ESPRW nach Schrittfinte, Kreuzschrittdribbling (2.) und Kurzstopp

 

·      ESPRW nach Ausstellschritt und Pass

 

·      ESPRW nach Vorwärtsdribbling in schräger Richtung, Kreuzschrittdribbling und Schrittstopp

 

Um erfolgreich werfen zu können sind jedoch noch weitere Eigenschaften notwendig: „Die me ntalen Grundlagen der Würfe“ (4, 52 ff), Konzentration und Feinzentrierung, Intensität und Schnelligkeit, Lockerheit und die Entscheidung zum Wurf.

 

I.2 SACHDARSTELLUNG zu B: Eins gegen Eins …

 

Fast „alle Spielbewegungen zweier Mannschaften in Angriff und Verteidigung beginnen und enden im Spiel 1 : 1“ (3, 196). Das 1:1 des Außenspielers schließt High Post- und Low Post Center aus. Aber was heißt: ‚von den guard-Positionen’?

 

Ich denke, in erster Linie geht es um den Angriff! Lange Zeit wurde mit 1 Aufbauspieler agiert, z.B. in der HI-LO (1:3:1) Offense (5, 103 ff), in der SHUFFLE Offense (5, 145 ff), aber auch bei der DBB MOTION Offense oder ZIPPER Offense (6). Mit zwei Aufbauspielern agiert z.B. die FLEX Offense (6) oder die ILLINOIS CONTINUE Offense (5, 103 ff), während die PICK and ROLL Offense sogar drei guards aufbietet (5, 167 ff). Damit verschieben sich auch die Räu me , in denen die guards operieren. Absolut spannend wird es, wenn wir die deutsche Nationalmannschaft betrachten: In der TRIANGLE Offense besetzt die EINS (einer von zwei guards) die Position middle, dann die Position corner und die Position des forward in der hand off Option. Das heißt für mich, dass wohl auf allen Außen-positionen trainiert werden soll.

 

Angreifer mit Ball Angreifer ohne Ball
Bedrohung:

Wurf, Durchbruch/Dribbling und Pass
Vorbereitung:
Wurffinte, Dribbelfinte, Passfinte, Handwechsel und
Drehdribbling
Verteidigung und Entscheidungen:
1 : 1 nach Facing, aus dem Dribbling, nach close out

–   freilaufen zum Ball oder in den freien Raum
–   fintieren
–   Platz halten, nachsetzen
–   nach dem Passen Gegenblock stellen, zum Korb schneiden, wegstarten und kommen, stehenbleiben;
–   (Pass folgen und Block stellen) oder
–   (Pass folgen zum Ballerhalt)
(nach 3, 196 und 7, vom 30.5.02) (nach 3, 197)

 

Angreiferoptionen EINS gegen EINS mit Ball sind:

 

1:1 aus dem Dribbling

1:1 nach Facing

1:1 gegen close out

Vert. stabil

Vert. instabil

Vert. stabil

Vert. instabil

V. sprintet raus

Vert. bleibt

nah

fern

Durchbruch

nah

fern

Durchbruch

Durchbruch

Wurf

Täuschung

Wurf

Täuschung

Wurf

links vorbei

rechts vorbei

 

Es ist eindeutig, dass Werfen, Durchbruch und Täuschungen die wichtigsten Elemente beim 1:1 mit Ball sind.

 

II. TRAININGSSITUATION

 

Es steht eine männliche Jugend (U 18, U 20) eines regionalen Vereins als Lehrprobenteam zur Verfügung. Die Spielklasse ist nicht bekannt. Die Spieler sind motiviert doch sozusagen noch in den Ferien, dürfen also konditionell nicht überfordert werden. Da die Anzahl nicht klar ist (9-12), empfiehlt sich überwiegend ‚im Fluss’ zu arbeiten. Ich versuche trotzdem 2er Gruppen (10, 12) oder 3er Gruppen (9) zu bilden. Es stehen für alle Spieler Bälle zur Verfügung, außerdem 6 Korbanlagen.

 

III DIDAKTISCHE ÜBERLEGUNGEN

 

Als Besonderheit haben sich beim Werfen die me ntale Seite sowie die Situationsgebundenheit herausgestellt. Weil es in der Praxis unterrepräsentiert ist, trainiere ich bei ersterem die Konzentration, bezüglich letzterem die technisch-taktische Handlung –also die Bewegungskombinationen- in sog. „geschlossenen Situationen“ ((1, 118). Ich hoffe, dass ich die „Lernphasen bei der Entwicklung der sportlichen Technik“ (8,568) nicht beachten muss, dass also die Spieler ein hohes Fertigkeitsniveau haben. Ansonsten müsste ich den Sprungwurf schulen. Dies würde bedeuten: Erste Vorstellungen vom Gesamtbewegungsablauf vermitteln. Vorraussetzungen für den Sprungwurf schaffen durch Vorübungen und Grundfertigkeiten. Die Grobform üben.

 

Beim 1:1 möchte ich möglichst nahtlos an das Werfen anknüpfen, deshalb vorher der Wechsel in der Form. Sollten dazu noch wesentliche Täuschungen beherrscht werden – wovon auszugehen ist – kann der Gegner aktiver werden.

 

Die Grobziele sind in die Einheit folgendermaßen eingebunden:

 

Werfen 1 : 1
Beherrschen der Grobform verschiedener Wurfarten Erlernen aller Täuschungen
Erlernen Durchbruch (Penetration)
Beherrschen der Feinform verschiedener Wurfarten Feinformen und spielnah,
Behaupten gegen Mann-Presse
Diese Stunde:
1. Konzentration und Feinzentrierung erfahren
2. Explosiv Sprungwurf in geschl. Situation üben
Diese Stunde:
Dribbeltechnik und Täuschungen anwenden können von den guard Positionen
Ergänzung: rebound Ergänzung: Verteidigung

 

Als Unterrichtsmethode wende ich Frontalunterricht an mit individuellen bzw. Partnerübungen. Die Lehrmethode ist deduktiv (5, 543). Feinziele sind:

 

  • Gefühl für den Ball entwickeln
  • Unterschied von Weich- und Feinzentrierung erfahren
  • spielerisch Sprungwurf aus verschiedenen Entfernungen üben
  • Konzentration auf Sprungwurf übertragen
  • Schrittstopp und 90o Drehung erlernen
  • Ballvortrag leisten und Durchbruch
  • Ballvortrag leisten und Handwechsel-Durchbruch
  • Stutterdribbling und Handwechsel durch die Beine
  • Drehdribbling und Handwechsel
  • Entscheidungen treffen zwischen Verteidigung lesen, welcher Fuß ist vorne, welche Finte wird eingesetzt
  • 1:1 unter Zeitdruck üben
  • 1:1 unter Wettkampfdruck üben

 

IV. zitierte LITERATUR

 

1. Ewald Schauer: Wurftrainer Basketball, rororo 2002

 

2. Dr. Konzag: Übungsformen f. d. Sportspiele, Sportverlag Berlin 1975

 

3. Hagedorn/Niedlich/Schmidt (Hg.): Das Basketball Handbuch, rororo 1996

 

4. Jay Mikes:  Handbuch für Basketball, Meyer & Meyer 1990

 

5. Healey/Hartley:  Ten Great Basketball Offenses, Parker Publishing 1970

 

6. Steven Clauss:  Unterlagen zur DBB B-Trainer Ausbildung 21.8.02

 

7. Uwe Pulsfort:  Unterlagen zur DBB B-Trainer Ausbildung 30.5.02

 

8. Jürgen Weineck:  Optimales Training, Splitta 2000

 

9. Röthig u.a.:  Sportwissenschaftliches Lexikon, Hofmann 1992

 

V: GEPLANTER VERLAUF

 

ZEIT BEABSICHTIGTE SPIELERTÄTIGKEITEN HINWEISE

20

Warm up: Warmlaufspiel BLASONE mit Abschluss Korbleger, Unterhandkorbleger und Sprungwürfe auf einen Korb
dann mit Durchstarten

10

Mobilisation kein Dehnen

3

Technikteil: Ball auf die Freiwurflinie legen, Aufnehmen des Balles, Grundstellung, Weichzentrieren auf das Brett fest

bewusst                     1/1B

3

Feinzentrieren auf den Ring innen, von oben

3

Wurfspiel Sprungwurf (Abstand vergrößern) Sprungwurftechnik frei

2

Explosivsprungwurf:
Ansprung zum Selbstpass mit Schrittstopp und 90o Drehung
Demo
Eventuell Einführung des Explosiv-Sprungwurfes

3

Schneiden zum Pass vom Mitspieler nach cut Erklärung V-cut         2/1B
Eventuell Reise um die Welt                                   2/1B

2

Taktikteil: 1:1 aus dem Dribbling
abdrängen nach rechts /später links
Durchbruch nach Beschleunigung
Sprungwurf Position Seite
„wo wird der guard verteidigt?“
Ganzfeld 50%

andere Seite zurück

2

abdrängen nach rechts, Handwechsel vor der Mittellinie,
Sprungwurf Position ellbow, dann links
Hinweis auf Beschleunigung

1

Gegner verteidigt hinter Mittellinie
Erklärung

2

abgedrängt, Stutterdribbling, Handwechsel durch Beine eng, beschleunigen

2

abgedrängt eng, Drehdribbling „Hand zu“, overplay

11

Entscheidungstraining an verschiedenen Außenpositionen vor der 3-Pte-Linie (Lesen der Verteidigung)
beschleunigen, hick-up, Handwechsel, Drehdribbling, footfire, Jab Step, Passgang Dr., Kreuzschritt-Dr.,

5

1:1 nach close out
schnelle Entscheidungen verlangt,
Entscheidung Korbleger oder Explosivsprungwurf
Wechsel Organisation
rebound-Pass-Spurt
(je 3 Sp. li-re, doppelt)

5

Spiel 1:1 nach Streetballregeln
FIVE-TWO Sprungwürfe zählen 5 Pte, andere 2 Pte
winnerball
bis 26 Punkte