Coachen und gecoacht werden

von Günter Steppich

Probleme zwischen TrainerIn und SpielerIn(nen) sind oft der Grund dafür, daß eine Mannschaft nicht ihre optimale Leistung bringt. Die folgenden Tips sollen helfen, die häufigsten Reibungspunkte zu vermeiden.

Der Coach:

Der Coach/Trainer ist die wichtigste Einflußgröße in der Entwicklung eines Basketballspielers. Daher ist das richtige Verhalten gegenüber seinen Spielern von entscheidender Bedeutung. Er muß Verständnis und Geduld haben und seinen Spielern das so wichtige Selbstvertrauen vermitteln, ohne das ein Spieler nie seine Bestleistung erreichen kann. Vor allem jüngere Spieler lernen hauptsächlich durch Nachahmung, sowohl im rein sportlichen als auch im menschlichen Bereich. Der Coach sollte sich daher immer, sowohl inner- als auch außerhalb der Halle, seiner Vorbildfunktion bewußt sein. „Live what you preach“ bedeutet, daß Du nicht von Deinen Spielern die Einhaltung von Regeln erwarten kannst, die Du selbst nicht beachtest. Wutausbrüche und Beschimpfungen, gleich ob gegen Spieler oder Schieris, gehören nicht zum Repertoire eines guten Coaches. Siege sollte er mit Bescheidenheit, Niederlagen mit Anstand tragen.

Seine Kritik muß immer sachlich und konstruktiv sein, nie verletzend. Sage Deinen Spielern in der Auszeit nicht, daß sie schlecht sind, sondern wie sie es besser machen können. Kein Spieler macht absichtlich Fehler, negative Kritik ist also völlig unangebracht. Verpasse keine Gelegenheit, ein Lob auszusprechen, vor allem für so häufig unterbewertete, unspektakuläre Dinge wie gute Defense oder Rebounds. Teamgeist und Uneigennützigkeit müssen vom Coach als höchste Ziele gesetzt werden; denn lasche Einstellung und Egoismus sind ansteckend!

Viele Trainer haben eine bestimmte persönliche „Philosophie“, eine feste Vorstellung davon, welchen Stil ihre Teams spielen sollen. Ich halte es für entscheidend, daß man nicht versucht, eine Mannschaft in eine Philosophie hineinzuzwingen, sondern sich vielmehr zu überlegen, mit welcher Taktik man mit den vorhandenen Spielern am erfolgreichsten sein kann. Dazu muß man zum einen herausfinden, was der einzelne Spieler am besten kann und zum anderen, was er am liebsten spielt. Mit einer Truppe, in der die Center der stärkste Mannschaftsteil sind, ein Run-and-Gun-Spiel aufziehen zu wollen, weil das nun mal die persönliche Lieblingstaktik ist, wird kaum besonders fruchtbar sein und führt dann zwangsläufig zu Mißstimmungen im Team, weil der Erfolg ausbleibt.

Ein guter Coach muß nicht unbedingt selbst ein guter Spieler gewesen sein, aber er muß sich intensiv mit diesem Sport auseinandergesetzt haben und genau wissen, was er will und wovon er spricht. Beim Training der Grundlagen muß er ein Perfektionist sein. Auch kleinste Fehler müssen sofort beanstandet werden. Ist der falsche Bewegungsablauf erst einmal gespeichert, kann er nur mit großem Aufwand wieder korrigiert werden, und technisch schlechte Spieler werden nie wirklich gute Spieler werden.

Trotz allen Ernstes und Ehrgeizes müssen Training und Spiel aber vor allem Spaß machen und dürfen nicht monoton und verbissen werden.

Basketball ist in erster Linie ein Taktikspiel. Darauf muß auch der Trainingsschwerpunkt liegen, denn spielen lernt man nur durch spielen. Die Spieler müssen lernen, das Spiel zu denken und zu verstehen, planvoll zu handeln und richtige Entscheidungen zu treffen; methodische Übungsreihen allein sind dafür nicht geeignet. Technische und taktische Fähigkeiten müssen von Anfang an parallel entwickelt werden. 50% der Trainingszeit sollten daher aus Spielformen bestehen, in denen geübt wird, wie die gelernten Techniken situativ richtig anzuwenden sind. Wenn Spieler immer wieder „dumme“ Fehlpässe geben, und schlechte Würfe nehmen, liegt es meist weniger an ihnen, sondern höchstwahrscheinlich vielmehr daran, daß solche spielerischen Dinge im Training viel zu kurz kommen.

Der Spieler:

Als Spieler solltest Du die Kritik Deines Coaches nicht als Angriff auf Deine Persönlichkeit sehen, sondern immer als Hilfe, Dich weiter zu verbessern. Sorgen mußt Du Dir eher machen, wenn Du zu wenig kritisiert wirst, denn dann hast Du entweder einen schlechten Coach oder er hat Dich schon aufgegeben und hält Dich für „uncoachable“! Das Ziel Deines Coaches ist es, Dich zu Deiner Bestleistung zu bringen, aber ohne ständige Kritik und Korrektur ist das unmöglich. Mache nie andere für Deine Fehler verantwortlich, und sei Dir klar darüber, daß Du aus Deinen eigenen Fehlern am meisten lernen kannst. Also stelle Dich Deinen Schwächen (z.B. schwache Hand, Beinarbeit) und weiche ihnen im Training nicht aus, sondern arbeite mit dem Coach daran, sie abzustellen, sonst wirst Du nie ein guter Spieler.

Dazu gehört auch, nicht planlos ins Training zu gehen. Du solltest Dir vor jedem Training ein realistisches persönliches Ziel setzen, daß Du an diesem Tag erreichen möchtest, wie z.B. „immer Ausblocken“, „mehr mit der schwachen Hand dribbeln“ oder „möglichst oft den Center anspielen“.

prich mit Deinem Coach auch über Deine Ziele für die Saison (Einsatzzeit, Rolle im Team) und frage ihn, ob und wie Du sie erreichen kannst. Probleme zwischen Coach und Spieler gibt es meistens, wenn beide unterschiedliche Ziele haben, insbesondere wenn sie die Ziele des anderen gar nicht kennen, weil sie nie miteinander darüber gesprochen haben.