Passen – Schneiden – Ballannahme – Anschlusshandlung

21.10.2004

Thema:
Einführung der Bewegungskombination „Passen/Schneiden/Ballannahme/Anschlusshandlung“

von  Thorsten Enderlein, Hermannstr. 20, 65183 Wiesbaden

 

  1. Lernziele

 

Die Lernenden sollen die Bewegungskombination mit dem Schwerpunkt Schneiden zum Ball und Ballforderung erlernen bzw. kennen lernen. Sie sollen nach der Trainingseinheit eine erste Vorstellung des Bewegungsablaufes haben und dessen Grundmuster kennen. Außerdem sollen sie verstanden haben, dass sie bei der Bewegungskombination vor allem auf das grundlegende Vorbereiten der Schneidebewegung durch eine Täuschung und auf das Zeigen der Hände zum „Ball fordern“ achten müssen.

 

 

 

 

  1. Bedingungsfelder des Trainings

 

Wir gehen davon aus, dass die Lernende Gruppe aus 10 bis 12 Spielern besteht und im Schnitt ca. 15 Jahre alt ist. Die meisten Spieler werden eine relativ gute Technikausbildung (einige Kaderspieler) vorzuweisen haben, aber es werden auch Fast-Anfänger dabei sein. Wir haben 45 Minuten Zeit für das Training und eine riesige Sporthalle mit vielen Linien. Die Pass-, Fang- und Dribbel- Technik wird den Jugendlichen bekannt sein. Auch einen Korbleger und einen Sprungstopp werden die meisten bereits kennen. Wir brauchen beim Aufwärmen für jeden Teilnehmer 1 Ball, im Hauptteil für je 2-3 Teilnehmer einen Ball. 4 bis 6 Körbe brauchen wir für die späteren Übungen. Eine Pfeife wird für das Zusammenholen der Spieler bzw. für die Aufmerksamkeit bei allgemeinen Anmerkungen hilfreich sein.

 

 

 

 

  1. Sachdarstellung/-analyse

 

Die Bewegungskombination „Passen/Schneiden/Ballannahme/Anschlusshandlung“ setzt sich aus den einzelnen Techniken zusammen, fällt jedoch in den Bereich Individualtaktik des Angriffes
1-1 plus 1, kann aber genauso in der Gruppentaktik 2-2 (z.B. „give and go“) auftauchen. Das „give and go“ zwischen Aufbau- und Flügelposition ist ein gutes Beispiel dafür.

 

 

 

Die Bewegungskombination wird z. B. im Angriff sehr häufig genutzt, wenn man den Ball nicht mehr dribbeln darf/will und trotzdem seinen Verteidiger ohne Ball mit einem Cut schlagen will. Aber auch im Fastbreak ist sie eine häufig genutzte Variante, den Ball schnell nach vorne zu treiben (Anschlusshandlung: Dribbeln oder Korbabschluss).

 

 

 

Die Trainingsteilnehmer müssen mehrere Techniken gezielt sauber verbinden, um die Bewegungskombination erfolgreich auszuführen. Sie sollten (wenn möglich) ausgeruht und konzentriert sein. Außerdem sollte Ruhe in der Halle sein, damit nichts die Konzentration stört.

 

 

 

 

  1. Definitionen und Technikbeschreibungen

 

Passen

 

·         Kraftvolle Streckung der Arme nach vorne mit abschließendem Nachklappen der Hände und Finger (Auszug der Passtechnik nach SCHRÖDER und BAUER)

 

 

“Was ist Schneiden/ein Cut???“

 

 

    • Nach HAGEDORN (1985, 455) ist eine Schneidebewegung ein schneller Lauf eines Angreifers zum Korb, um für ein Anspiel und einen Wurf aus günstiger Position freizuwerden. Je nach Stellung des Verteidigers kann der Angreifer vor ihm („Schneiden-zum-Korb“) oder hinter ihm („Schneiden-im-Rücken“) schneiden, wobei die Terminologie hier nicht ganz glücklich gewählt ist, da schließlich beides Bewegungen „zum-Korb“ sind. Diese Manöver werden bei HAGEDORN als Aktionen auf der Ballseite behandelt.

 

    • Das Schneiden von der schwachen Seite (weakside-cut) sind Bewegungen, die bei HAGEDORN (1985, 198/206/280f) als Starten-zum-Ball und Starten-in-den-Raum nur oberflächlich behandelt werden.

 

  • Nach einer Finte von 1-3 Schritten in die ballferne Richtung schneidet der Angreifer mit voller Kraft zum Ball. Er zeigt dabei die Hände zum Ball und versucht, die Schulter am Verteidiger vorbeizuschieben…“ (SCHRÖDER und BAUER)

 

„Ballannahme/Ballforderung“

 

 

    • SCHRÖDER und BAUER beschreiben die Ballforderung mit „dem deutlichen Anbieten des Spielers durch das Zeigen einer oder beide Hände zum Ballbesitzer“ und die Ballsicherung mit „Beide Hände! Schützen des Balles mit dem Körper“

 

  • Außerdem: „Die Arme sind gestreckt“ – „Durch dosiertes Beugen der Arme (Ansaugen) wird der ball ausgebremst…. Die seitlich abgespreizten Ellbogen schützen den Ball“.

 

 

 

„Anschlusshandlung“

 

 

  • Die häufigsten Anschlusshandlungen sind direkter Korbabschluss, Sternschritt und/oder Dribbling

 

 

 

„Tempowechsel“

 

 

  • Hier: Beschleunigter Antritt zum Ball

 

 

 

Technikbeschreibung (gesamt):

 

Der Spieler mit Ball passt diesen zu einem Mitspieler, schneidet danach (meist durch eine Täuschung vorbereitet), zeigt die Hände zum Ball, erhält den Ball (am besten in der Luft). Nach dieser Bewegung folgt eine weitere Anschlusshandlung (z.B. Schiessen, Passen oder Dribbeln).
Technikbeschreibung „Schneiden“:

 

Diese Aktion kommt oft als „give-and-go“ vor. Der Spieler spielt den Ball zum nächsten Mitspieler, schneidet mit einem schnellen Antritt am Verteidiger vorbei zum Korb und erhält den Pass zurück. Dabei kann er, je nach Stellung des Verteidigers, vor oder hinter ihm („Backdoor“) vorbeilaufen. Steht der Verteidiger zwischen ihm und dem Korb, schneidet er vor ihm, steht der Verteidiger zwischen ihm und dem Ball, also im Passweg, schneidet er hinter ihm zum Korb. Zwei Dinge sind für den Erfolg dieser Aktion entscheidend, nämlich TÄUSCHUNG UND TEMPO(-WECHSEL). Der Spieler läuft nicht einfach los, sondern verstärkt vorher die Position des Verteidigers mit einer Schritt- oder Körpertäuschung in die andere Richtung…. Der Spieler zeigt dem Passgeber mit einer oder beiden Händen ein gutes Ziel für das Zuspiel.

 

Gegen eine aggressive Verteidigung, die versucht, den Pass zum nächsten Spieler zu verhindern, kann man mit Backdoor-Aktionen zu leichten Körben kommen. Der Tempowechsel wird durch ein schnelles Antreten Richtung Ball umgesetzt.

 

 

 

Grundregeln:

 

Der schneidende Spieler muss zuvor seinen Verteidiger möglichst weit herausgelockt haben, um einen einfachen Pass zu ermöglichen. Wenn er zu nah an der Zone bleibt, ist der Laufweg sehr kurz und der Pass muss absolut perfekt sein, wenn er ankommen soll. Ganz wichtig dabei ist die Abstimmung unter den Angreifern. Wenn man oben den Ball haben will, muss man dies durch „Hand zeigen“ und Blickkontakt deutlich machen.

 

 

 

 

  1. Didaktische und methodische Überlegungen/Begründungen

 

a) Didaktische Überlegungen (Welcher Schwerpunkt und warum?)
Der Rahmentrainingsplan empfiehlt, dass bei Jugendlichen im Alter von ca. 15 Jahren, die grundsätzlichen Pass-, Fang- und Dribbel- Technik bereits eingeführt und teilweise geschult wurden.
Die Spieler sollen nach der Trainingseinheit bei der Bewegungskombination vor allem auf das Vorbereiten der Schneidebewegung durch eine Täuschung und auf das Zeigen der Hände zum „Ball fordern“ achten. Die Schneidebewegung soll langsam selbstverständlich werden um später gefestigt zu sein (längerfristige Trainingsplanung). Die Teilnehmer werden einen Nutzen daraus haben, dass auf wichtige Einzelheiten bei der Kombination der einzelnen Techniken geachtet wird. Mit dieser Bewegungskombination werden sie in fast jedem weiteren Training und Spiel wieder konfrontiert werden.

 

 

 

Beispiel: Ein Jugendlicher im Alter von ca. 15 Jahren sollte das „give and go“ bereits kennen gelernt haben. Eine gute Schneidebewegung ist z.B. Grundlage dafür, dass ein Trainer das „give and go“ dann weiter schulen kann.

 

 

 

b) Methodische Überlegungen (wie und warum??)

 

Trainingsorganisation

 

 

    • Ich benutze die Ganzheitsmethode, da die Jugendlichen sich die komplette Bewegungskombination einprägen sollen und bereits über einige Grundkenntnisse verfügen

 

    • Die Übungen werden vom Coach vorgemacht (visuelles lernen), Techniken und wichtige Einzelheiten werden häufig wiederholt und durch verbale Angaben (Stichwörter und Schlagworte, Technikbeschreibungen) eingeprägt

 

    • Wir fangen langsam an und erhöhen dann der Schwierigkeitsgrad

 

    • Wenn wir die Körbe mit einbinden, dann benutzen wir so viele Körbe wie möglich um Wartezeiten zu verhindern – die Gruppen sollen klein gehalten werden, damit häufiges Wiederholen möglich ist

 

    • Korrekturen werden nicht ständig, aber häufig gemacht – die Jugendlichen sollen auch mal eigene Erfahrungswerte sammeln und selbst merken, wenn Fehler gemacht wurden (kreativ/kognitives lernen)

 

  • Grundsatz: lieber weniger ist mehr! Motivation soll erhalten bleiben

 

 

 

Vermittlung des Trainingsinhaltes mit Auflistung der einzelnen Übungen des Hauptteils mit methodischen Überlegungen

 

 

 

Übung 1: Passen, Schneiden, Ballannahme im Sprungstopp im Kontinuum
(neuer Pass als Anschlusshandlung, bzw. ohne wirkliche Anschlusshandlung):

 

 

    • 2 Spieler einen Ball – Korridor-Kreisverkehr im Uhrzeigersinn

 

    • Spieler 1 passt den Ball zu Spieler 2, es folgt eine Täuschung weg vom Ball, Cut zum Ball, Ballerhalt, Landung im Sprungstopp

 

  • Danach erneuter Pass von Spieler 1 zu Spieler 2, es folgt eine Täuschung weg vom Ball, Cut zum Ball, Ballerhalt

 

 

 

Korrekturangaben:

 

 

    •  „Tempo- und Richtungswechsel !“

 

    • „Hände (Ziel) zeigen und Blickkontakt nicht vergessen !“

 

    • „Explodieren !“

 

  • „erst ein sauberer Sprungstopp, dann weiter !“

 

 

 

Übung 2: Passen, Schneiden, Ballannahme im Sprungstopp, Weiterdribbeln
(ohne Wurf, also auch ohne Korb)

 

 

    • 2 Spieler einen Ball – Kreisverkehr im Korridor gegen den Uhrzeigersinn

 

    • Spieler 1 passt den Ball zu Spieler 2, es folgt eine Täuschung weg vom Ball, Cut zum Ball, Ballerhalt in der Luft, Sprungstopp, Dribbling

 

  • Danach Ball aufnehmen, erneuter Pass von Spieler 1 zu Spieler 2, es folgt eine Täuschung weg vom Ball, Cut zum Ball, Ballerhalt, losdribbeln

 

 

 

Zusätzliche Korrekturangaben:

 

 

  • „achtet auf das Standbein beim Weiterdribbeln !“

 

 

 

Übung 3: Passen, Schneiden zum Ball, Ballannahme und Korbabschluss im Zweierkontakt
(egal ob Powermove oder Korbleger -> frei)

 

 

    • 3 Spieler mit einem Ball und einem Korb

 

    • Kreisverkehr:  Spieler 1 wird Spieler 2  –  Spieler 2 wird Spieler 3  –  Spieler 3 wird Spieler 1

 

    • Passgeber am besten in Readypositon

 

  • eventuell Tempo erhöhen, wenn die Übung gut durchläuft

 

 

 

Zusätzliche Korrekturangaben:

 

 

    •  „Ball in der Luft fangen !“ und „Zweierkontakt !“

 

  • „Passgeber: bereit sein zu passen!“



Verlaufsplan der Trainingseinheit

 

 

 

Trainingsgeschehen/-verlauf Verstrichene Zeit gesamt nach der Übung Phase Material Kommentar
Begrüßung und Vorstellung des Trainingsinhaltes/Themas,
Einführung in das Thema durch vormachen des Gesamtbewegungsablaufes
3 min Einstieg Halle und Pfeiffe fürs gesamte Training „Geistiges Aufwärmen“
Laufschule mit Ball 10 min Einstieg Halle, 1 Ball pro Teilnehmer Aufwärmen
Stretching (jede Übung ca. 5 Sekunden halten) 15 min Stretching Dehnung
Übung 1:
Passen, Schneiden, Ballannahme im Sprungstopp im Kontinuum
(neuer Pass als Anschlusshandlung, bzw. ohne wirkliche Anschlusshandlung)
20 min Hauptteil 1 Ball für je 2 Teilnehmer, Linien in der Halle Einzel- oder Technikkorrekturen
Übung 2:
Passen, Schneiden, Ballannahme im Sprungstopp, Weiterdribbeln (ohne Wurf, also auch ohne Korb
30 min Hauptteil 1 Ball für je 2 Teilnehmer, Linien in der Halle Einzel- oder Technikkorrekturen
Übung 3:
Passen, Schneiden, Ballannahme und Korbabschluss (Powermove oder Korbleger)
40 min Hauptteil 1 Ball und einen Korb für je 3 Teilnehmer, Linien in der Halle Einzel- oder Technikkorrekturen
Cool Down:
– 3 Runden lockeres Auslaufen ohne Schuhe
– danach Stretching (mindestens 10 Sekunden halten)
45 min Schlussteil Zur Muskelentspannung und Regeneration

 

 

 

Quellennachweise:

 

–          Eigene Notizen und Scripte vom Lehrgang

 

–          Internet: www.bbcoach.de

 

–          HAGEDORN, G./NIEDLICH, D./SCHMIDT, G.: „Basketball-Handbuch“, 1985

 

–          SCHRÖDER / BAUER: „Basketball trainieren und spielen“, 2001