Angreiferbewegungen von Außenspielern

Lehrprobenentwurf

 B-Trainerprüfung Basketball

 

Daniel Urban, 27.07.2002

Themen:

Angreiferbewegungen von Außenspielern

Transition-Verteidigung Unterzahl 4-5

 

Voraussetzungen

Institutionelle Voraussetzungen

 Die Halle hat 6 Seitenkörbe (3 Querfelder) und einen Hauptkorb. In der Halle stehen 30 – 40 Bälle zur Verfügung. Ich setze voraus, daß es Markierungshemden oder andere Möglichkeiten gibt, zwei Teams zu 6 Spielern zu bilden.

 

Allgemeine Voraussetzungen der Trainingsgruppe

Die Trainingsgruppe besteht aus 10 bis 12 männlichen Regionalliga- und Oberligaspielern des Vereins Theresianum Mainz.

Da mir die Spieler unbekannt sind, fällt es schwer Aussagen über das Niveau der Spieler zu treffen. Ich gehe jedoch davon aus, daß allen Spieler die Grundtechniken und auch die gruppentaktischen Elemente bekannt sind. Da mein Taktikthema „Transition-Verteidigung Unterzahl 4-5″ ist, muß ich davon ausgehen, daß das Team die Prinzipien der 1-2, 2-3, 3-4 Unterzahl und der Transition-Verteidigung kann. Anderenfalls dürfte ich das Thema nicht als Ziel einer Trainingseinheit haben.

Sachanalyse

Um eine aussreichend detailierte Sachanalyse vornehmen zu können, habe ich aus didaktischen Gründen das recht umfangreiche Grundlagenthema „Angreiferbewegungen von Außenspielern“ auf das Thema „Anfreifer-Cuts beim Give-and-go“ reduziert. Genauso gut hätte ich als reduziertes Thema beispielsweise 1-1 mit Ball aus dem Facing oder aus dem Dribbling wählen können.

Das Thema „Transition Verteidigung Unterzahl 4-5″ habe ich nicht weiter reduziert, da es sich für mich als ausreichend konkret für eine Sachanalyse darstellt.

Angreifer Cuts (beim Give-and-go)

Unter einem Angreifer-Cut wird allgemein eine Befreiungsaktion des Angreifers von seinem Verteidiger verstanden. Schröder/Bauer [2] unterscheiden zwischen Cuts als Befreiungsaktionen zum Ballerhalt mittels In-and-out (z.B. I-Cut oder V-Cut), sowie Cuts als Befreiungsaktion mittels Schneidebewegung zum Anspiel zu einem Korbleger oder Wurf. Der Angreifer-Cut zählt demnach zur Gruppentaktik, da zwei Angreifer (Paßgeber und Cutter) an dieser Aktion teilnehmen. Allerdings überwiegt der individualtaktikische Bereich des Angreiferverhaltens 1-1 ohne Ball.

Das Give-and-go (Passen und Schneiden) ist eine gruppentaktische Maßnahme, die im 2-2 einfache Körbe ermöglichen soll. Typische Give-and-go Möglichkeiten entstehen beim Paß vom Aufbauspieler zum Flügelspieler.

Beim Give-and-go erfolgt der Cut vom Angreifer mit Ball nach dem er den Ball zu einem Mitspieler gepaßt hat. Hierzu wird eine Schneidebewegung zum Anspiel für einen Korbleger oder Wurf verwendet. Nach Schröder/Bauer [2] wird unterschieden zwischen:

Ball-side-cut (auch Front-cut oder Schneiden-zum-Korb) bei dem der Angreifer nach einer Finte zur ballfernen Seite an der ballnahen Schulter des Verteidigers vorbeisprintet und den Ball erhält.

Back-door-cut (auch Schneiden-im-Rücken) bei dem Verteidiger die Ballseite versperrt und der Angreifer an der ballfernen Seite des Verteidigers zum Korb sprintet, um angespielt zu werden.

Weak-side-cut bei dem ein Angreifer von der ballfernen Seite des Spielfeldes zum Korb schneidet, um dort angespielt zu werden.

Flash-cut bei dem ein Angreifer von der Grundlinie der ballfernen Spielfeldseite im Rücken des Verteidigers zur Freiwurflinie schneidet, um dort den Ball zu erhalten.

Der Ball-side-cut und der Back-Door-Cut bilden dabei den Regelfall (finden häufiger Anwendung) beim Give-and-go. Der Weak-side-cut und der Flash-cut sind eher untypisch für das Give-and-go. Sie setzen einen Swing-Paß (Wechsel von Ball-side und Weak-side) voraus.

Da ich in der Trainingseinheit nicht alle Cuts ansprechen werde, beschränke ich meine Technikbeschreibung auf die in der Trainingseinheit anzuwendenen Cuts.

Beim Ball-side-cut bewegt sich der Angreifer auf den Verteidiger zu und täuscht die ballferne Seite an. Hierzu verlagert er sein Gewicht auf den ballfernen Fuß und stößt sich anschließend in die andere Richtung (Ballseite) ab. Der schneidene Spieler geht Schulter an Schulter an dem Verteidiger vorbei. Anschließend kann der schneidene Spieler den Ball vom Mitspieler mit Ball zugepaßt bekommen.

Beim Back-door-cut geht der Angreifer auf den Verteidiger zu und erzeugt Körperkontakt. Er friert den Verteidiger ein und löst sich anschließend explosiv (in dem er sich vom korbfernen Fuß abstößt) und sprintet zum Korb, um den Ball zu erhalten und einen Korb zu machen.

Für die situative Anwendung der Cuts ergibt sich folgende Regel: Spielt der Verteidiger am Paßgeber Jump-with-the-pass, so erfolgt vom Angreifer (Paßgeber), ein Back-door-cut. Spielt der Verteidiger am Paßgeber kein Jump-with-the-Pass, sondern bleibt eng (Armlänge) am Paßgeber, so erfolgt ein Ball-side-cut.

 

Transition-Verteidigung Unterzahl 4-5

Nach Kasch [3] ist Transition-Verteidigung das Umschalten von Angriff auf Verteidigung nach einem Defenserebound. Die Transition-Verteidigung soll verhindern, daß die Angreifer durch Fast-Breaks und damit verbundenen Überzahlspiel zu leichten Körben kommen.

Um leichte Körbe zu verhindern, muß es daher Ziel sein, das Unterzahlspiel zu verhindern oder ggf. wieder rückgängig zu machen. Dies kann erreicht werden, in dem der gegnerische Angriff verlangsamt wird (Verteidiger haben Zeit nachzurücken) oder der Ball gestört/abgeleitet (deflect) wird, um so in die Mann-Mann-Verteidigung wechseln zu können.

Für die Transition-Verteidigung ergeben sich nach Harris [4] daher folgende Regeln:

der Rebounder muß unter Druck gesetzt werden, so daß er keinen schnellen Outletpaß spielen kann

der Safty sichert den Korb

der Ball muß so schnell wie möglich unter Druck gesetzt werden

der jeweilige Safty wird von nachfolgenden Verteidigern abgelöst

der dritte Verteidiger sichert die Ballseite (Seitendreieck bilden)

der vierte Verteidiger sichert die Mitte

der fünfte Verteidiger sichert die Mitte auf Ballniveau (Mitteldreieck)

Es gibt viele Möglichkeiten Transition-Verteidigung zu organisieren, jedoch sollte grunsätzlich eine Transition-Verteidigung so aufgebaut sein, daß sie auch mit den Unterzahlprinzipien vereinbar ist. Es gibt zum Beispiel Unterzahlprinzipien für 1-2, 2-3, 3-4 und auch 4-5. Diese Prinzipien bauen aufeinander auf. Für die 4-5 Unterzahlverteidigung gelten folgende Prinzipien:

Saftyposition besetzen (Prinzip aus dem 1-2)

Ball unter Druck setzen und zur Seite bringen (Prinzip aus dem 2-3)

Ballseite verteidigen (Prinzip aus dem 3-4)

Mitte gegen Penetration verteidigen

Aus diesen Prinzipien ergibt sich für das 4-5 Unterzahlspiel eine Art spitzeViereckaufstellung, deren Spitze zum Ball zeigt. Nach einem Paß orientiert sich dieses Viereck erneut am Ball. Es muß rotiert werden. Dabei übernimmt der ballnahe Verteidiger den neuen Angreifer mit Ball.

 

Trainingsziele

Angreifer-Cuts

Es soll das situative richtige Anwenden des Back-door-Cut und Front-Cut verbessert werden. Zu diesem Zweck werden zunächst kurz die Techniken wiederholt und anschließend ein Entscheidungstraining durchgeführt, welches letztendlich zum 2-2 „live“ führt.

Transition-Verteidigung Unterzahl 4-5

Ziel der Trainingseinheit ist die Einführung der Transition-Verteidigung Unterzahl 4-5. Die Spieler sollen die o.g. neuen Prinzipien fürs 4-5 Unterzahlspiel erlernen.

Handlungsanweisungen

Angreifer-Cuts

Dem schneidenen Spieler, der gerade den Paß gespielt hat, werden folgende Handlungsanweisungen gegeben:

Gib Deinem Mitspieler Zeit den Ball zu kontrollieren (Lies Deinen Mitspieler)

Lies Deinen Gegenspieler

fintiere zur ballfernen Seite (Front-Cut) bzw. nimm Kontakt zu Deinem Verteidiger auf (Back-door-Cut)

drücke Dich von ballfernen (Ball-side-cut) bzw. korbfernen (Back-door-cut) Fuß ab und sprinte zum Korb

sei bereit den Ball zu fangen und einen Korb zu machen

 

Transition-Verteidigung Unterzahl 4-5

 

Generell müssen sich alle Verteidiger nach dem Ball ausrichten und nach einem Paß rotieren. Zusätzlich gibt es Handlungsanweisungen für die einzelnen Rollen:

Verteidiger am Rebounder:

Druck auf den Rebound, so daß der Outletpaß verzögert wird

Verteidiger am Ball:

Ball unter Druck setzen

Ball zur Seitenlinie bringen bzw. stoppen

nicht schlagen lassen

nicht auf Ballgewinn gehen

Verteidiger auf Ballseite:

Paßweg bedrohen

nur sicher erreichbare Pässe abfangen

Verteidiger auf Saftyposition:

Korb schützen

Saftyposition nur verlassen, wenn der ablösende Verteidiger da ist

Verteidiger in der Mitte:

Paß- und Dribblepenetration verhindern

 

Methodenwahl

Angreifer-Cuts

Das Aufwärmen wird dazu genutzt Vorübungen zum Give-and-go durchzuführen. Die Laufschule soll die Fußarbeit fürs Finten, für den Richtungs- und den Tempowechsel verbessern. Dabei wird beachtet, daß die Belastung beim Aufwärmen durch Laufschule angemessen ist, um Verletzungen zu verhindern. Die Doppelpaß-Übung soll auf das Passen und Fangen beim Give-and-go vorbereiten. Im Hauptteil wir dann die Technik des Schneidens als ganzes geübt. Die Anwendung der Technik erfolgt anschließend in einer Übung zum Entscheidungstraining und letztendlich in Spielform beim 2-2. Die Übungen erfolgen dabei auf den Positionen Aufbau und Flügel, wobei der Aufbauspieler schneidet. Später im Spiel 2-2 können die Spieler das Verhalten auch auf die Flügelposition übertragen, d.h. dort schneidet auch der Flügel nach Paß zum Aufbau oder zum tiefen Außenspieler.

 

Transition-Verteidigung Unterzahl 4-5

 

Zunächst werden die Prinzipien des 2-3 und 3-4 wiederholt. Sollten die Spieler diese Prinzipien gut umsetzen, so wird entsprechend schnell zum 4-5 Unterzahlspiel übergeleitet. Es werden die Prinzipien des 4-5 vorgestellt und geübt. Alle Übungen sind Ganzfeldübungen, da es sich um Transition-Verteidigung handelt, die auch im Spiel über das ganze Feld gespielt werden muß. Desweiteren werden alle Übungen mit einem folgenden zusätzlichen Verteidiger gespielt. Auch dies ist spielnäher, denn im Spiel besteht eine Unterzahl nur wenige Sekunden.

Dem Angriff wird vorgeschrieben, daß sie einen Outletpaß spielen müssen und daß sie beide Außenspuren beim Fast-Break besetzen müssen. Diese Vorgabe für die Offense ist notwendig, da das Thema an einem typischen Fall eingeführt werden sollte. Die Spezialfälle sollten in den folgenden Trainingseinheiten Stück für Stück hinzugefügt werden.

 

Belastungsdynamik

Der erste Schwerpunkt enthält Technik und Entscheidungstraining, welches in erster Linie eine Kopfsache ist. Da aber zum Schluß zum 1-1 bzw. 2-2 übergegangen wird, sollte die Belastung am Ende recht hoch sein. Deswegen werde ich nach dem ersten Schwerpunk eine aktive Pause mit Freiwürfen und der Möglichkeit zu trinken machen. Der anschließende Schwerpunk 2 ist mit 30 Minuten sehr belastend, weswegen anschließend 10 Minuten fürs Cool down vorgesehen sind.

 

Leistungssteuerung

Angreifer-Cuts

 

Zur Leistungskontrolle muß beobachtet werden, ob der schneidene Spieler seinen Cut mit der richtigen Technik ausführt, d.h. situativ die richtige Technik wählt und sie dann auch korrekt ausführt. Desweiteren lassen sich Cut-Versuche im Verhältnis zu erzielten 1-0 Würfen (Korblegern) vergleichen.

 

Transition-Verteidigung Unterzahl 4-5

Ob die Prinzipien der Transition-Verteidigung Unterzahl 4-5 erlernt und umgesetz worden sind, ist durch Beobachten der Spieler und ihrer Laufwege zu erkennen. Eine zweite Leistungskontrolle bietet sich aus derm Verhältnis von Körben aus Unterzahlsituationen 4-5 zur Gesamtzahl von Unterzahlsituationen 4-5.

 

Literatur

[1] Hagedorn, G. / Niedlich, D. / Schmidt, G.J. (HG.): Basketball Handbuch, Rowohlt, 1985

[2] Schröder, J. / Bauer, C.: Basketball trainieren und spielen, Rowohlt, 1996

[3] Kasch, M.: „Regeln und Drills zu Transition-Defense“ aus der Reihe „immer Brandt gefährlich mit Brandt Hagen“, Heft 12, Völkel, S., 1999

[4] Harris, D.: Winning Defense – A Guide For Players And Coaches, NTC/Contemporary Publishing Group, Inc., 1993

 

Verlaufsplan

Nr Zeit Min Trainingsziel Trainingsform Organisation Handlungsanweisungen
1. 0-1 1 Begrüßung Begrüßung, Nennung der Themen freie Aufstellung
2. 1-8 7 Erwärmung

Verbesserung Fußarbeit

Laufschule 2er Gruppen an GL
3. 8-15 7 Erwärmen Doppelpässe – Schneiden zum Korb – KL 2er Gruppen an beiden GL, je 1 Ball pro Gruppe

 

Täuschen

 

4. 15-20 5 Beweglichkeit Stretching individuell
5. 20-35 15 Schwerpunkt 1

Situatives Anwenden von Angreifer-Cuts beim Give-and-go

1-1+1 (Paßstation)

Front-Cut

Back-Door-Cut

zunächst mit passiven Verteidiger

später wechselnde Verteidigung

1-1 „live“

3er Gruppen, je 1 Ball und 1 Korb

Angreifer zu Verteidiger zu Paßgeber zu Angreifer

 

Mitspieler lesen

Gegenspieler lesen

Täuschen/Kontakt

Gewicht verlagern

Sprint

passive Verteidigung

Vert. nicht absinken

 

6. 35-40 5 Schwerpunkt 1

Situatives Anwenden von Angreifer-Cuts beim Give-and-go

2-2 „live“

Einstieg Aufbau – Flügel

ohne Blöcke

maximal 1 Dribling

4er Gruppen, je 1 Ball und 1 Korb

 

keine Blöcke

max. 1 Dribbling

Give-and-go

 

7. 45-50 5 Aktive Pause 5×2 Freiwürfe, Trinkpause 2er Gruppen, je ein Korb und Ball
8. 50-65 15 Schwerpunkt 2

Einführung Transition-Verteidigung Unterzahl 4-5

3-2+1, 4-3+1

Transition nach Defensivrebound

1 Ball, Ganzfeld

 

Outletpaß erschweren, dann zur Wand

Saftypos. besetzen

Ball unter Druck

Safty ablösen

Ballseite verteidigen

Offensiverebound – Korb

Outletpaß, Spuren

 

9. 65-80 15 Schwerpunkt 2

Einführung Transition-Verteidigung Unterzahl 4-5

5-4+1

Transition nach Defensivrebound

1 Ball, Ganzfeld

 

Safty ablösen

Mitte verteidigen

 

11. 80-90 10 Cool down 1. lockeres Auslaufen ums Basketballfeld

2. Stretching

individuell