Sportbiologische Grundlagen zum Kinder- und Jugendtraining


zusammengestellt aus Weineck, „Optimales Training“, Erlangen, 1996, S. 99-118

  • Größter Wachstumsschub bei Mädchen im Alter von 11-13, Jungen 13-15, bis zu 1,65cm/Tag und 2,5cm/Woche
  • Peripherie wächst schneller als Zentrum
  • die Differenz von biologischem zu kalendarischem Alter kann +- 3 Jahre betragen.
  • Akzelerierte (=Frühentwickler) sind größer und kräftiger als Normal- und Spätentwickler
  • Akzelerierte verfügen im konditionellen Bereich (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer) über wesentlich höhere Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit. Vermeintliche „Talente“ sind daher in vielen Fällen nur Frühentwickler
  • Training der konditionellen Faktoren nur in dem Maß, wie es die umfassende koordinative Ausbildung erforderlich macht: keine maximale, sondern optimale Ausbildung
  • Betriebs- und Baustoffwechsel: Grundumsatz von Kindern 20-30% höher als bei Erwachsenen, auch erhöhter Vitamin-, Mineral- und Eiweißbedarf (2,5g/kg Körpergewicht). Zu umfangreiches und intensives Training kann zu einer Dominanz des Betriebsstoffwechsels (Fette, Kohlehydrate) über den Baustoffwechsel (Eiweiße) führen, d.h. Eiweiße werden zur Energiebereitstellung zweckentfremdet. Folge: Beeinträchtigung des Wachstums und Verminderung der Belastbarkeit. Ausreichende Erholungs- und Wiederherstellungszeiträume sind daher bei Kindern und Jugendlichen extrem wichtig.
  • Individuelle Belastbarkeit von Knochen, Knorpel, Sehnen und Bändern ist die limitierende Leistungsgröße:
    – Knochen sind vermindert zug- und druckfest, erhöht biegsam
    – Sehnen und Bänder sind weniger zugfest
    – Knorpel sind durch Druck- und Scherkräfte gefährdet
    – die Muskulatur reagiert auf Trainingsreize schon nach wenigen Tagen mit funktionellen und morphologischen Veränderungen, der passive Bewegungsapparat erst nach Wochen. Konsequenz: keine abrupten Belastungssteigerungen, keine Maximalbelastungen.

  • Orthopädische Forderungen für das Kinder- und Jugendtraining:
    1. Ausreichende Erholungszeiten
    2. Keine abrupten Belastungswechsel, die auf einen unvorbereiteten Organismus treffen
    3. Kein Hanteltraining vor Abschluss der Pubertät, keine Tiefsprünge über Sprunghöhe
    4. Keine einseitigen Belastungen
    5. Keine länger dauernden statischen Belastungen, sie können Knorpel schädigen

  • Krafttraining vor der Pubertät ist weitgehend sinnlos, da der Testosteronspiegel viel zu niedrig ist (1/15 bis 1/20 des Erwachsenen), und außerdem ausgesprochen gefährlich (Schädigung von Knorpel, Bändern, Sehnen, Knochen
  • Auch die anaerobe Arbeitsfähigkeit (intensiver Ausdauerbereich) des Muskels ist abhängig vom Testosteronspiegel
  • Im Alter von 10-14 Jahren besitzen Kinder sog. intermediäre Muskelfasern, die noch nicht auf FT oder ST festgelegt sind. Bei Jungen beträgt dieser Anteil bis zu 14%, bei Mädchen bis zu 10%. Sie werden je nach Belastung in langsame oder schnelle Fasern umgewandelt. Schnelligkeitsbetonte Belastungen sind daher Pflicht, ausdauerintensive zu vermeiden
  • Dem Alter von 10-14 Jahren wird die beste Lernfähigkeit zugeschrieben: das ZNS ist noch in der Entwicklung, das Gleichgewichtsorgan hat fast Erwachsenenwerte erreicht, auch Motivation, Mut und Risikobereitschaft sind sehr ausgeprägt. Daher die Forderung nach intensiver koordinativer Schulung in diesem Alter