Kleine Spiele für Minis

Aus: Trainingspraxis,   „Freiwurf“ Nr. 14, 19.3.99


Bei der „Kinder-Trainer-Fortbildung“ des TV Langen in Absprache mit dem HBV am 27, Februar 1999 in Langen führte Silke Dietrich, HBV-Jugendtrainerin des Jahres 1992, ein Mustertraining „Basketball-Mini-Training mit Kleinen Spielen“ durch. Im Folgenden ihre Ausarbeitung.


 


KLEINE SPIELE



  • entsprechen dem Bedürfnis der Kinder, zu „spielen“
  • haben hohen Aufforderungscharakter / hohes Motivationspotential / Spaß
  • die Anpassung an verschiedene Spielsituationen wird gelernt und geübt, vielfältige Erfahrungen werden gesammelt
  • Üben der Grundtechniken ohne „Schlangestehen“, Langeweile, aus immer neuen Situationen
  • hohe Bewegungsvielfalt und -intensität
  • vermitteln Einsicht in Ballspiele ( in die Grundidee des Basketballspiels ) und in Zusammenhänge
  • individuelle Anpassung an unterschiedliche Gruppen ( Leistungsunterschiede ) ist jederzeit möglich
  • veranlassen die Kinder, ihre Wahrnehmung „vom Ball“ zu lösen und auf das Geschehen um sie herum und den Raum zu richten
  • „Kleine Spiele erhalten die Freundschaft!“

Ziel des Minibasketballtrainings sollte sein, alle Kinder in ihrer biologischen, motorischen, psychischen und sozialen Entwicklung positiv zu beeinflussen. Die Aktionsform der „Kleinen Spiele“ sollte Hauptbestandteil des Trainings im Kinderbereich sein, da sie in hohem Maße dazu beitragen kann.


Dabei sind der Kreativität der Trainerinnen und Trainer und der Kinder selbst kaum Grenzen gesetzt. Neue Spiele und Spielideen könnten entwickelt, ausprobiert und auch mit „Namen“ versehen werden. Viele bekannte Kinderspiele können dabei als Ausgangsspiel dienen ( z.B. „Fischer, Fischer, welche Fahne weht heute“, „Schwarzer Mann“). Kleine Spiele können mit und ohne Ball viel Spaß bereiten.


Eine kleine Auswahl von Kleinen Spielen mit Ball:



  • Begrüßungsspiel: Alle Kinder dribbeln mit ihrem Ball rechts und links, schnell und langsam usw. durch die Halle, geben sich die Hand zur Begrüßung und nennen ihre Namen. Alle MitspielerInnen sollen begrüßt werden. Variationsmöglichkeiten: vor der Begrüßung, mit 1-2m Abstand, „tauschen“ alle den Ball ( z.B. Brustpaß/Bodenpaß ); nach der Begrüßung spielen sich die Kinder gegenseitig nacheinander die Bälle durch die Beine, bevor es weitergeht; nach der B. dribbeln die Kinder eine kurze Zeit Hand in Hand, bevor sie sich neuen MitspielerInnen zuwenden; ….


  • Feuer – Wasser – Luft: Alle Kinder dribbeln re./li. im Spielfeld. Signalwörter sind vorher bestimmten Bewegungs- und Handlungsformen zugeordnet. Die/der TrainerIn ruft die Signalwörter laut und deutlich, alle müssen entsprechend reagieren. Zum Beispiel:
    Feuer = Dribbeln in Grundstellung tief, durch den Arm und den Körper den Ball „vor dem Feuer schützen“. Beenden mit: „Feuer ist gelöscht“ o.ä.
    Wasser = auf dem Boden, Bauch oder Rücken liegen und weiterdribbeln; beenden mit „Wasser ist abgelaufen“, „Stöpsel ist herausgezogen“ o.ä.
    Luft = Ball hochwerfen und ( in der Luft ) wieder auffangen ( Anzahl vorher bestimmen )
    Gewitter= Paß an die Wand ( = „Donner“), fangen und weiterdribbeln ( evt. 2,3, -mal ) oder schnell noch einmal rufen …
    Sturm= alle dribbeln schnell in der Mitte zusammen, kauern sich eng zusammen o.ä.
    Blitz= alle dribbeln „wie der Blitz“ sehr schnell über das Spielfeld
    Krankenhaus=alle liegen ruhig auf dem Rücken ( ohne Reden und Bewegen usw. ). Beenden mit “ alle wieder gesund“ o.ä.

  • Fangspiel/“ Brückenspiel: alle Kinder haben einen Ball, dribbeln über das Spielfeld, ein/ mehrere Kinder sind die Fänger ( Abschlagen ); gefangene Kinder machen eine Brücke ( spreizen im Stand die Beine ) und können von MitspielerInnen erlöst werden durch: Ball durch die Beine spielen, Krabbeln durch die Beine, Balltausch o.ä.
  • Schwarzer Mann: Alle Kinder haben einen Ball und stehen an einer Grundlinie des Bf.
    Ein Kind – ebenfalls mit Ball – steht als „Schwarzer Mann“ ( oder schwarze Frau??? ) gegenüber auf der anderen Seite und ruft: „Wer hat Angst vor dem „Schwarzen Mann?“ Die Kinder antworten: „Niemand!“, und alle laufen rechts- und linksdribbelnd zur anderen Spielfeldseite. Sie versuchen, dem „Schwarzen Mann“ auszuweichen, „er“ versucht, Kinder zu fangen, die „ihm“ im nächsten Durchgang beim Fangen helfen. Variationen z.B. alle dribbeln nur rechts/links/rückwärts; 3 „Schwarze Männer“ ohne Ball jagen anderen den Ball ab und tauschen damit die Rollen im nächsten Durchgang.


  • Ball-Transport: jeweils drei Kästen stehen an beiden Grundlinien des Bf. 2/3 aller Kinder haben einen Ball und dribbeln den Ball hin und her ( = Transport ). Die restlichen Kinder versuchen, das „Transportgut“ zu stehlen ( = Räuber ). Auf den Kästen sitzend ( = Parkplatz ) sind die Kinder vor Diebstahl geschützt, müssen ihren Platz aber räumen, wenn neues Transportgut ankommt. Bekommt ein Kind den Ball geklaut, wird es selbst zum Räuber ( soll keine Lehre für s Leben sein ! ). Variation: auf dem Transportweg z.B. einen Korbwurf ausführen o.ä.



  • Jeder gegen ieden: Zwei gleichgroße Teams werden durch unterschiedliche Kleidung oder Parteibänder markiert. Bei Spielbeginn befindet sich jedes Team in einer Spielfeldhälfte, und die Hälfte der Kinder jeder Mannschaft hat einen Ball. An beiden Grundlinien stehen je drei kleine Kästen mit den Öffnungen nach oben. Die Kinder mit Ball versuchen nach dem Startsignal, dribbelnd zu den gegnerischen Kästen auf der gegenüberliegenden Seite zu gelangen und ihren Ball in einem Kasten abzulegen. Die gegnerischen Kinder ohne Ball versuchen, dies durch Ballabjagen zu verhindern. Gelingt ihnen das Abjagen nicht, dürfen Sie sich aus den eigenen Kästen einen Ball nehmen, um diesen dribbelnd zurückzubringen. Jedes Kind mit Ball ist demnach im Angriff, jedes Kind ohne Ball in der Verteidigung. Für jeden im Kasten abgelegten Ball be-kommt das Team einen Punkt.


  • Zimmer aufräumen: In der Mitte der Halle stehen mehrere kleine Kästen mit der Öffnung nach oben, voll mit Bällen (Anzahl richtet sich nach der Zahl der Kinder ). Einige Kinder leeren die Kisten so schnell wie möglich aus, indem jeden Ball einzeln in jede beliebige Richtung werfen. Die übrigen Kinder „räumen das Zimmer wieder auf’, sie dribbeln den Ball zurück zur Kiste und legen ihn hinein. Wenn die Kisten vollständig geleert sind, werden die Werfer ausgewechselt, sie müssen im nächsten Durchgang mit „aufräumen“.
  • Dribbel-Karaoke: Nachahmungsspiel paarweise, entweder spiegelbildlich oder hintereinander, ein Kind „macht vor“, das andere „macht nach“. Dribbeln, alle Variationen, springen, legen, rennen und andere Fortbewegungsarten usw. Wenig vorgeben, Kinder selbst „erfinden“ lassen.
  • Schwarz – Weiß: alle Kinder mit Ball; stehen ( sitzen, liegen) in zwei Gruppen aufgeteilt mit 2m Abstand einander gegenüber ( Rücken oder Gesicht zueinander ). Ein Team ist „Schwarz“, das andere „Weiß“. Der Ruf der TrainerIn „Schwarz“ oder „Weiß“ bezeichnet das Fänger-Team, das dribbelnd der ebenfalls dribbelnd davoneilenden anderen Mannschaft hinterherläuft. Jedes Fänger-Kind versucht, in einem Durchgang so viele andere Kinder wie möglich abzuschlagen und damit dem eigenen Team für den nächsten Durchgang zuzuordnen. Variationen in der Ausgangslage und in der Fortbewegungsart sind möglich.

  • Heiße Kartoffel: alle Kinder dribbeln kreuz und quer durch die Halle, machen Korbleger, Korbwürfe, passen an die Wand und fangen den Ball wieder. Auf den Ruf „Achtung, heiße Kartoffel“ sollen alle stoppen, den eigenen Ball auf den Boden legen ( „zum Abkühlen“) und sich „eine neue Kartoffel suchen“. Das Spiel läßt sich erschweren, in dem man einen oder mehrere liegende Bälle entfernt und die entsprechende Anzahl Kinder sich nun einen Ball erobern muß, um weiterdribbeln usw. zu können ( ähnlich: Reise nach Jerusalem ).


  • Verschiedene Staffeln: viele verschiedene Aufgaben, 2-4 Kinder bilden ein Team, Startaufstellung auf einer Linie, Hin- und Rückweg über festgelegte Strecken/ Hindernisse usw. Auch: Pendelstaffeln (mind. 3 Kinder ), bei denen sich die Kinder eines Teams gegenüberstehen. Und: Alle Teammitglieder erhalten einen Ball und starten alle gemeinsam ( auch auf Kollisionskurs, d.h. diagonal ).

  • 10 gewinnt: Gleichgroße Teams mit höchstens je 5 Kindern. Immer zwei Teams spielen ( in einem abgegrenzten Hallenteil ) gegeneinander. Die ballbesitzende Mannschaft spielt sich den Ball untereinander zu, die gegnerische Mannschaft versucht, den Ball abzufangen und dann ihrerseits, den Ball innerhalb des eigenen Teams zuzuspielen. Gelingt es einem Team, sich den Ball 10 Mal zuzuspielen und zu fangen, bekommt es einen Punkt.Es soll möglichst nicht gedribbelt werden, ein Befreiungsdribbling kann aber erlaubt werden (?? )



  • Fänger auf dem Kasten: Teams von 4-5 Kindern werden gebildet, mit Parteibändern oder unterschiedlicher Kleidung markiert. Es spielen jeweils 2 Teams mit einem Ball gegeneinander in einem abgegrenzten Spielfeld, an dessen Schmalseite in der Mitte jeweils ein Kasten steht. Auf diesen Kasten entsendet jedes Team einen „Fänger“. Die ballbesitzende Mann-schaft spielt sich den Ball untereinander zu und bewegt sich dabei in Richtung ihres „Fängers“. Ziel ist es, diesem den Ball zuzuspielen. Kann „er“ den Ball auf dem Kasten stehend fangen, so erzielt die Mannschaft einen Punkt. Die gegnerische Mannschaft erhält dann einen Einwurf neben dem Kasten dieses Fängers und versucht nun, ebenfalls einen Punkt zu erzie-len, indem sie den Ball zu ihrem Fänger bringt. Das Team ohne Ball versucht, jeweils selbst in Ballbesitz zu kommen. Spiel möglichst häufig ohne Dribbling.


Einige Spiele, besonders die Spielbeschreibungen, und die „Theorie“ sind folgendem Buch entnommen:


Vogt, Ursula „Mini-Basketball“ aus: Schriftenreihe zur Praxis der Leibeserziehung und des Sports, Bd. 187, Verlag Hofmann,


Schorndorf, 1986


Für mich ein „Muß“ für alle Mini-TrainerInnen!


Viel Spaß beim Spielen mit „Euren“ Kindern wünscht


Silke Dietrich

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