Zonenpresse


Lehrprobe zur B-Trainerprüfung
von Sabrina Müller


1 Zonenpresse


1.1 Sachanalyse


Die Zonen-Presse ist eine Verteidigungsform, die Mann-Mann-Elemente mit Zonenelementen verbindet. Die Grundlagen für die Zonenpresse sind:




  • die Fußarbeit der MMV beherrschen,
  • die Grundlagen der Teamverteidigung kennen:
  • Antizipation, Halbe-Hilfe, Helfen, Bewegen mit dem Pass („Jump with the ball“), Doppeln und Aufrücken (Rotation), schlechte Pässe abfangen,
  • schlechte Würfe zu rebounden

Es gilt in der Regel der Grundsatz, die Zonenpresse nicht als Standardverteidigung einer Mannschaft einzusetzen, sondern als taktisches Mittel benutzen. Die Auswahl aus den verschiedenen Aufstellungsmöglichkeiten 1-2-2, 1-2-1-1, 1-3-1, 2-1-2, 2-2-1, 1-1-3 und ob Ganzfeld, 3/4-Feld oder 1/2-Feld gespielt wird, richtet sich nach den taktischen Erfordernissen und den Möglichkeiten der ausführenden Mannschaft. Die im folgenden beschriebene Zonenpresse kann z.B. nach erfolgreichem Freiwurf, nach Korberfolg, nach Auszeit oder Halbzeit oder bei Einwurf Gegner gespielt werden.



1.2 Trainingsziele


In dieser Einheit soll die übende Mannschaft lernen:




  • die Grundaufstellung der Zonenpresse einzunehmen,
  • ihre Deckungsbereiche zu bewachen,
  • das mannschaftliche Timing für Doppeln und Aufrücken,
  • frühzeitig schlechte Pässe zu antizipieren,
  • mannschaftlich geschlossen aufzutreten.

1.3 Handlungsanweisungen


Die Handlungsanweisungen während der Übungen zur Zonenpresse sind:




  • „Nie in der Spielfeldmitte doppeln!“
  • „Den Mann mit Ball zur Seitenlinie bringen!“
  • „Maximal zweimal während einem Angriff doppeln!“
  • „Verteidige nie hinter dem Ball!“
  • „Halte den Ball aus der Mitte!“
  • „Der längste Pass wird zugelassen!“
  • „Der schlechteste Dribbler (z.B. Center) erhält möglichst den Ball!“
  • „Kein Steal am Mann mit Ball!“
  • „Wenn der Einwerfer unter dem Brett steht oder keine Ausholbewegung beim Pass macht, sei als Verteidiger aggressiver in Ballnähe“!

1.4 Methodenwahl


Zur Einführung der Zonenpresse plane ich in kleinen Übungsformen wie „Tigerball“, „Ball im Kreis“ und „1 gegen 2″ üben lassen. Da es sich in dieser Einheit allerdings um eine Schulung der Zonenpresse handelt, wird mit der Ganz-Teil-Ganz-Methode gearbeitet. Die ausgewählte Aufstellungsform, in diesem Fall eine 1-2-1-1-Presse, die ohne Probleme in eine 1-2-2-Zonen-Presse übergehen kann, wird vorgestellt und in Teilmethoden geübt.



Spiel 2 gegen 3
Doppeln und Nachrücken
A: Bei dieser Übung dürfen die Angreifer frei agieren.
V: Die Verteidigung lässt den 1. Pass (in diesem Beispiel auf O2) zu und doppelt sofort mit X1 + X2 den Angreifer O2. Das Zulassen des Einwurfes hat den Vorteil, dass die Verteidigung aus ihrer gewohnten Grundaufstellung agieren kann und der Ball zuerst dort ist, wo diese es will, nämlich bei den beiden besten Verteidigern (X1 und X2). X2 schließt dabei die Seitenlinie (SL), während X1 die Mitte übernimmt. X3 sinkt auf die Korb-Korb-Linie und schließt den Passweg zu O1. Ziel dieser Übung ist es, durch das Doppeln schlechte Pässe zu provozieren und abzufangen.


Spiel 3 gegen 3
Doppeln, Nachrücken und Auflösen des Doppeln
A: Die Angreifer ohne Ball dürfen nicht über die Balllinie nach vorne laufen, der Angreifer mit Ball hingegen wohin er will.
V: X1 + X2 verhalten sich wie oben. X3 sinkt auf die Korb-Korb-Linie ab und übernimmt den ersten Passempfänger. Nach dem Pass von O2 an einen seiner Mitspieler kommt es zum Auflösen des Doppelns:


(a) Bei dem Pass von O2 ab O1 übernimmt X3 den Angreifer O1, X1 bleibt bei O2 und X2 sprintet zu O3.
(b) Bei dem Pass von O2 zu O3 übernimmt X3 den Angreifer O3 und schließt die SL. X2 kommt zum Doppeln und schließt die Mitte. X1 sinkt auf die Korb-Korb-Linie ab.


Spiel 3 gegen 4
Doppeln, Nachrücken, Helfen und Sichern
A: Der Angreifer ohne Ball darf sich im Rückfeld frei bewegen, jedoch nicht über die Mittellinie laufen, bevor nicht der Angreifer mit Ball die Mittellinie überquert hat. Der Angreifer mit Ball darf überall hin.
V: Verteidigerverhalten wie im „Spiel 3 gegen 3″;
(a) bricht jedoch O2 an der Seitenlinie durch, ist X4 der nächste Helfer und schließt die SL. X2 verändert seine Fußstellung und schließt beim Doppeln die Mitte. X1 sinkt auf Korb-Korb-Linie, X3 wird letzter Mann.
(b) versucht O3 zum Korb zu starten, darf X3 ihm nicht folgen, sondern muss die Mitte schließen, X4 versucht den Diagonalpass an O3 abzufangen.


Spiel 3 gegen 5
A: Die Angreifer dürfen sich frei im gesamten Basketballfeld bewegen.
V: Die Verteidigung, insbesondere X4 kann nun risikoreicher spielen, z.B. konsequenter doppeln falls ein Ballbesitzer an der Seitenlinie durchbricht oder versuchen einen Pass abzufangen. X2 und X3 als ballferne Verteidiger werden noch deutlicher bemerken, dass sie nicht blind „ihrem Mann“ folgen dürfen vielmehr nach dem eigenem Überspielen in die Rotation zurücklaufen müssen.


Spiel „4 gegen 5″
A: Die Angreifer dürfen sich frei im gesamten Basketballfeld bewegen.
V: Der Verteidigung stellen sich nach dem ersten Pass neue Aufgaben:
(a) Bietet sich O4 zur Mitte an, muss X4 zwischen ihn und dem Ball kommen. Ein Anspiel an O4 stellt die Verteidigung vor große Probleme, weil O2 und O3 an der Seitenlinie gut anspielbar sind und sich eine 2-1 Überzahlsituation ergeben könnte. X5 sinkt in die Zone ab und zwingt die Angreifer zu Würfen außerhalb der Zone.
(b) Bietet sich O4 zur Seitenlinie an, bewegt sich X4 mit ihm und versucht ihn, nach dem Anspiel zu einem langsamen Dribbling an der Seitenlinie zu zwingen, damit X2 (bzw. X3) Zeit zum doppeln hat. X5 orientiert sich in der Zone und versucht ein Schneiden von der ballfernen Seite zur Ballseite innerhalb der Zone regelgerecht (d.h. mit dem Oberkörper) zu verhindern. X1 und X3 (bzw. X2) verteidigen mindestens auf Ballhöhe und laufen, nachdem sie überspielt worden sind, durch den Mittelkreis in eine andere Aufstellung zurück..


Welche Aufstellung wähle ich, nachdem die Zonenpresse geschlagen wurde?
Die erste Möglichkeit wäre das Umschalten auf eine Mann-Mann-Verteidigung, um den entstandenen Druck der Zonenpresse auf die Angreifer aufrechtzuerhalten. Dazu nimmt jeder Verteidiger den Mann, der sich in seiner unmittelbaren Nähe befindet. Entstehende mismatches sind dabei unerheblich, da sich die Angreifer häufig in Zeitnot (30 Sekunden-Regel) befinden und einen schnellen Abschluss suchen, statt den optimal positionierten Mitspieler. Auch das Einüben des Switchens (switching man-to-man) kann ein Grund sein, sich für diese Verteidigungsform zu entscheiden.


Ich empfehle eine Zonen-Verteidigung (z.B. 3-2), um den Druck im Dreieck und im Ballvortrag aufrechtzuerhalten und andererseits das Problem der „Suche nach dem Mann“ zu vermeiden. Die unter Umständen entstehende Verwirrung der Mann-Mann-Verteidigung könnte dem Gegner einfache Körbe erzielen lassen und die eigene Mannschaft demotivieren. Auch ist die Koordination der einzelnen Abwehrspieler durch das positionsgebundene Verteidigen leichter und schneller zu erlernen.



1.5 Leistungskontrolle


Als Leistungskontrolle dienen während der Einheit die vorgestellten Übungen. Jede regelgerechte Unterbrechung eines Angriff zeigt, dass die Verteidiger ihr individuelles Abwehrverhalten zum richtigen Zeitpunkt koordiniert haben. Zur Vorbereitung für die Saison dienen Freundschaftsspiele, mit denen das Üben und nicht das Gewinnen im Vordergrund stehen. Gegen einen „unwissenden“ Gegner lassen sich die Stärken und Schwächen der erlernten Zonenpresse erkennen und bis zum Punktspiel verbessern.